Death Cab For Cutie, 2004
Juli 2002
„Pack die mal in den CD-Player“, sagte Dan Coutant zu mir, „die heißen Death Cab For Cutie – meine absolute Lieblingsband !“ Ich war gerade mit der Band Joshua irgendwo zwischen Prag und Dresden, als der CD-Player nun eine mir völlig unbekannte Band spielte. Aus den kleinen Boxen machte sich ein wohliger Sound breit. „Nett“, dachte ich, aber diese Stimme – woher kannte ich die ?
August 2002
Es war mal wieder einer dieser Donnerstagabende im Club, wo keine Sau da war. Dabei legte ich feinsten Indietronic Sound auf. Mein Kumpel Robert stand neben mir, als ich die neu erworbene Dntel Maxi „The Dream of Evan and Chad“ auflegte, aber diese Stimme – woher kannte ich die ?
Eine heiße Diskussion mit Robert entbrannte – ist das nicht die Band, die uns Dan vorgespielt hat ? „Nee“, sagte Robert, „die hießen Death Cab For Cutie!“ Ich glaubte Robert, schließlich arbeitete er in einem Plattenladen. Aber diese Stimme…sie sollte mich nicht mehr loslassen.
Ein Jahr später dann die Offenbarung – The Postal Service. Eine Band auf Sub Pop Records, die es verstand, elektronische Sounds mit tollen Melodiebögen zu einem fast songwriterartigen Ganzen zu verschmelzen und da war sie wieder – diese tolle Stimme. Die Rede ist von Benjamin Gibbard, dem Sänger von The Postal Service, Death Cab For Cutie und eben dem im Club aufgelegten Dntel Song. Nun fügte sich vor mir alles zusammen – endlich.
Februar 2004
Ich mache mich auf den Weg nach Hamburg, denn heute spielt eine Band im Knust, die mich nun schon fast 2 Jahre verfolgt; sich mir regelrecht aufdrängt. Die Rede ist natürlich von Death Cab For Cutie: Einer Band voller Schönheit, Melanchonie und Vielschichtigkeit – Melodien für Millionen eben.
Ich treffe Christopher Walla (Gitarre) und Michael Schorr (Schlagzeug) in einer Abstellkammer in den hinteren Gewölben des Schlachthofs. Sie sind freundlich, aber reserviert, machen hier und da mal einen Witz, erzählen von ihrer Leidenschaft zu Can, Yes und den frühen Genesis und davon, dass doch die Frage zur ultimativen Bandbesetzung schon geklärt sei – The Traveling Wilburys. Ich mache Christopher Walla noch höflich Komplimente zu seinen Tätigkeiten als Produzent (u.a. Hot Hot Heat und The Thermals) und schon finde ich mich direkt vor der Bühne eines restlos überfüllten Konzertraumes wieder.
„This is the new year“ tönt es da aus der P.A. Der Sound ist glasklar, wie auch die Stimme von Benjamin Gibbard und Christopher Walla erzeugt auf seine Gitarre noch nie dagewesene Klänge. Ich bin begeistert, voller Euphorie und gleichzeitiger Anspannung, denn die Messlatte ist sehr hoch. Diese Band duldet keine Verspieler, auch live nicht. Ich sehe ein perfekt gespieltes Konzert einer Band die dem Publikum den Rücken zudreht, als wollten sie demonstrativ signalisieren: Wir machen diese Musik nur für uns. Aber selbst dies kann man ihnen verzeihen, denn diese Songs brauchen keine Show….
(Erschienen in Rocknews)