Adam Green und Lali Puna, 2004

Adam Green ist ein Phänomen. Anscheinend haben die Deutschen ein Faible für den Kauz aus New York. Ich finde mich am Donnerstag, den 27. Mai 2004 in einer gut gefüllten 60er Jahre Halle im Veranstaltungszentrum Faust  wieder und bin beeindruckt.

„Adam, dance for us…“, wird da geschriehen und vielen Damen in der Halle konnte man die Bewunderung im Gesicht ablesen. Mr. Green ist ein Star – dies war mir vorher nicht bewusst. Er wirkt auf der Bühne wie eine Mischung aus Jim Morisson, Donald Duck und dem Sänger der Strokes. Die Stimme liegt wie ein faszinierender Soundteppich über den minimal arrangierten Songs. Er singt über Jessica Simpson, Hasenfarmen und selbst ein Thema wie Selbstmord wirkt harmlos in den naiv-folkigen Songs. Kleine Gestiken und Mimiken werden vom Publikum wie eine Pyroshow frenetisch gefeiert und die Atmosphäre in diesem Raum ist elektrisierend. Kein Bombast-Rock, keine Effekte – einfach nur gute Songs, gesungen von einem charismatischen 23-jährigen, der einfach nur das macht, was er am Besten kann.

5 Stunden vorher

„So you are Nils ?“, fragte mich die junge Tourmanagerin Ericka. Ich wartete auf meinen Interviewtermin mit Adam Green. „He´s a little bit out of time, maybe you can wait a couple of minutes“, sagte sie dann zu mir und kaum 10 Minuten später kam ein junger Mann mit Schlafzimmerblick und zerwuschelten Haaren auf mich zu. „Hello, I´m Adam.“ Der kleine Mann aus New York wirkte freundlich. Der Soundcheck begann und wir suchten einen guten Platz, wo wir ungestört reden konnten. Der schwarze Nightliner musste herhalten und nachdem sich Herr Grün ein paar Kopfschmerztabletten eingeschmissen hatte, war er bereit sich meinen Fragen zu stellen. Ich erfuhr, dass seine Ur-Großmutter mit Franz Kafka verlobt war, er ähnliche Ambitionen pflegt und schon 3 Magazine mit Texten veröffentlicht hat. Er erzählte mir noch ein bisschen über seine Heimatstadt New York und dass er mit derselben Streicher-Arrangeurin arbeitet wie Lou Reed. Meistens aber gab er einfach keine Antworten, rieb sich das Gesicht, klagte über Kopfschmerzen und dass er sich nicht konzentrieren könne. Nach 15 Minuten musste ich das Interview abbrechen – es kam einfach kein Gespräch zu Stande. Also versuchte ich es kunsttherapeutisch, drückte ihm ein paar Buntstifte in die Hand und bat ihn ein Tier zu malen, das er selbst erfinden sollte. Plötzlich funkelten die Augen und begeistert nahm er sich ein Blatt Papier, um darauf das Fabelwesen „Boobie“ zu zeichnen. Danach verließen wir den Bus und verabschiedeten uns. Schon ein komischer Kauz, dieser Adam Green…


(Boobie – Zeichnung von Adam Green)

3 Tage später

Es ist proppenvoll im Café Glocksee und trotzdem herrscht eine entspannte Atmosphäre, denn das Wetter ist gut und man kann sein Bier im Vorhof zu sich nehmen, um mit Freunden über Musik zu fachsimpeln. Heute Abend sollen 2 Bands spielen – Alias aus Amerika und Lali Puna aus München, beide unter Vertrag beim ex-Hannoveraner Vorzeigelabel Morr Music aus Berlin. Berühmte Fans wie Radiohead oder Depeche Mode sind auch vorzuweisen und es scheint, als würde hier alles richtig gemacht worden sein. Alias kommt aus dem Anticon Umfeld und verbindet Hip-Hop mit zeitgeistiger elektronischer Musik. Klingt interessant, ist es auch. Lali Puna wiederum sind genau das Richtige für Popschweine wie mich und ihr sanfter, harmonieversessener  Sound stülpt sich wie eine Glocke über mich und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Der gehauchte Gesang von Valerie Trebeljahr, der Asiatin mit dem deutschen Namen, in Verbindung mit genau der richtigen Mischung aus digital und analog kommt ganz schön sexy daher und man könnte glatt vergessen, dass hier auch der Notwist Sänger Bass spielt…..

(Erschienen in der Rocknews)

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